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Gemeinsam statt einsam trinken?
Was wäre ein Stadionbesuch ohne den obligatorischen Plastikbecher voll Bier, eine Grillparty ohne kühles Blondes – oder gar das Oktoberfest ohne seine Maß? Unvorstellbar. Bier verbindet und sorgt in der richtigen Dosis, das heißt mit Maß und Ziel, für Erheiterung und Harmonie. Beim Reden kommen zwar die Leute zusammen, beim Trinken verbrüdern sie sich aber. Nicht umsonst heißt es „auf Brüderschaft trinken“.
Dass Bier tatsächlich geselliger und empathischer macht, belegt nun auch einen Studie des Universitätsspitals Basel. „Wer ein Glas Bier trinkt, erkennt fröhliche Gesichter rascher und hat ein stärkeres Bedürfnis, mit anderen Menschen zusammen zu sein“, sagt Studienleiter Matthias Liechti. Gemeinsam anstoßen ist ja auch schöner, als alleine an seinem Glas zu nippen. Umfragen zeigen, dass sowohl zwei Drittel der Österreicher als auch der Deutschen ihr Bier am liebsten mit Freunden oder unter Bekannten genießen.
Ein Schluck Bier zu Abendessen
Das liegt auch daran, dass Bier eben nicht mehr Grundnahrungs-, sondern Genussmittel ist. Schon der französische Schriftsteller und Philosoph Jean Anthèlme Brillat-Savarin bestand im 19. Jahrhundert auf sein Recht, auch ohne Durst trinken zu dürfen. Weil es dabei um Entspannung, Auflockerung und vor allem um Genuss geht. Alles vereint im Feierabendbier, das sich längst eingebürgert hat – als Begriff und Institution. Der Computer ist ausgeschaltet, jetzt einmal selbst runterkommen. Einladungen zu After-Work-Drinks gibt es in so gut wie allen Städten zuhauf. Mit einem Glas nicht-Hochprozentigem, gutem Essen und oft guter Musik den Arbeitstag hinter sich lassen. Vor einem liegen schließlich noch ein paar gemütliche Stunden mit Kollegen oder Freunden.
Auch Thomas Mann, einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller, erkannte die positive Wirkung des abendlichen Tranks auf den Geist. 1906 schrieb er: „Ich Geringer trinke täglich zum Abendbrot ein Glas helles Bier und reagiere auf diese anderthalb Quart so stark, daß (sic!) sie regelmäßig meine Verfassung durchaus verändern. Sie verschaffen mir (…) eine Stimmung von ‚Es ist vollbracht!’ (….).“ Ein Hochgefühl, das sich in weiterer Folge auf den Körper auswirkt. Mäßiger Bierkonsum – wir sprechen dabei von höchstens einem oder zwei Gläsern ab und zu – könne zum Beispiel die Herzinfarkt-Rate senken, wie der Neurologe Univ.-Prof. Dr. Manfred Walzl in einer Studie herausgefunden hat. Auch Blutdruck, Blutzucker und Fettstoffwechsel profitieren. >Mehr zu Bier & Gesundheit
Das Bier spricht aus dir
Warum sich Bier so gut mit Geselligkeit verträgt, die Studie aus Basel hat noch eine weitere Antwort: Alkohol mache die Menschen offener und gesprächiger. (James Joyce in seinem bekanntesten Werk „Ulysses“: „The sacred pint alone can unbind the tongue.“ Also nur das heilige Pint bringe einen zum Reden.) Studienteilnehmer, die von sich sagten, sie seien eher zurückhaltend und schüchtern, fühlten sich nach einem Glas Bier auch subjektiv aufgeschlossener.
Das Anbandeln und Kennenlernen sei plötzlich viel einfacher und zwangloser, soziale Interaktionen machten mehr Spaß. Zu beobachten ist das immer wieder. Man denke an Bierfeste oder Sportereignisse. Am Land waren die legendären Stammtische oder das sonntägliche Frühschoppen schon immer vom Krug in der Hand geprägt. Für viele Österreicher, Deutsche, aber zum Beispiel auch Tschechen gehört das Bier halt einfach dazu. Zum Diskutieren, zum Feiern und zu einem ordentlichen Gulasch. So lange die Maß in Maßen genossen wird, ist da auch nichts dabei. Außer halt eine gesellige Runde Gleichgesinnter.