Der Bund
fürs gute Leben

Das Slow-Brewing-Gütesiegel hatte Spalt schon. Jetzt gehört die deutsche Stadt auch zu den Cittàslow.

5000 Einwohner zählt das bayrische Spalt im Landkreis Roth. Eine idyllische Kleinstadt inmitten grüner Felder, umgeben von sanften Hügeln. Was sie von vielen anderen Gemeinden dieser Größe unterscheidet: Im Ort gibt es nach wie vor drei Metzger und drei Bäcker, eine bunte Vielfalt anderer Handwerksbetriebe und Geschäfte, die die Einwohner mit allem versorgen, was es zum Leben braucht. Kurz: Spalt ist eine besonders lebenswerte Stadt – gefühlt und seit 10. November 2016 nun auch ganz offiziell. Das war der Tag, an dem Spalt in die Vereinigung der Cittàslow („langsame Stadt“) aufgenommen wurde. Ein Zusammenschluss von bisher 150 Gemeinden aus 25 Ländern, die sich den gleichen Werten verschrieben haben: nachhaltige Stadtentwicklung, Wahrung der Identität und Sicherung der Lebensqualität.

Die Spalter Altstadt

ALLES ZU SEINER ZEIT

Die Bewegung der Cittàslow kommt aus Italien, wo 1999 vier Bürgermeister die Idee zum Bündnis hatten. Langsamkeit, die das Sich-Zeit-Lassen umschreibt. In seinem Ansinnen erinnert es an das Gütesiegel von Slow Brewing. Nicht nur das Ergebnis wird bewertet, die Frage nach dem „Wie?“ ist zentral. Es ist daher auch kein Zufall, dass Spalt mit seiner Stadtbrauerei seit 2013 zu den Slow Brewern gehört und sich nur drei Jahre später Cittàslow anschließen darf. Die Stadtbrauerei war ein wesentlicher Faktor in der Entscheidung um eine Mitgliedschaft im Städte-Verbund.

Die Brauerei ist seit vielen Jahren und auch heute noch im Besitz der Kommune, deutschlandweit ein Alleinstellungsmerkmal. So kommt es, dass Bürgermeister Udo Weingart Politiker und gleichzeitig Geschäftsführer der Spalter Biere ist. „Wir produzieren 20 Premiumbiere“, sagt Weingart. „Jedes davon bekommt die Zeit, die es braucht, um seinen vollen Geschmack zu entfalten.“ Das heißt: Zwischen fünf und zehn Wochen lagern die Biere, weil nur so die hohe Qualität der Spalter Stadtbrauerei gewahrt werden kann. Qualitätsdenken, das auch außerhalb der Brauerei gelebt wird. Mit einer gemeinsamen Politik, die das städtische Leben fördert und Besonderheiten hervorhebt. Die Bedürfnisse der Bewohner: eine Vorlage für alle Entscheidungen, die getroffen werden. In Spalt, so scheint es, macht man die Dinge nur ganz oder gar nicht.

Der Spalter Aromahopfen

DIE ZUKUNFT KANN KOMMEN

Auch als es um die Aufnahmekriterien zu Cittàslow ging, zeigte sich die Kleinstadt vorbildlich. 80 Prozent hatte man schon im Vorfeld erfüllt, 50 Prozent des Kriterienkatalogs, der von Energie- und Umweltpolitik bis zu sozialem Zusammenhalt alle Bereiche des gemeinschaftlichen Lebens abbildet, müssen es mindestens sein. Spalt wurde damit die 15. deutsche Stadt, die sich zu den „lebenswerten Städten“ zählen darf. Eine große Auszeichnung – für das, was die Gemeinde bisher schon für den Erhalt von Handel und Handwerk getan hat, für Familien- und Gastfreundlichkeit und auch für die Pflege von Traditionen. Und ein Motivationsschub, für das, was noch kommt. Denn Spalt und sein Bürgermeister Weingart befinden sich noch lange nicht am Ende ihrer Bemühungen.

Pläne für die Zukunft gibt es zuhauf. Natürlich dort weitermachen, wo man bisher schon so erfolgreich gearbeitet hat. Aber auch neue Projekte anpacken. Weingart: „Wir möchten vorhandene Strukturen erhalten, gleichzeitig aber auch den Leerständen in der Altstadt zu Leibe rücken und uns noch besser mit unseren Nachbargemeinden vernetzen.“ Damit Spalt bald noch lebenswerter wird. Und vielleicht die erste Cittàslow mit 100 Prozent erfüllter Kriterien.